![]() Ein gänzlich zwangloses (Jung)pferd lässt nach abgeschlossener Gewöhnung seinen Hals womöglich gänzlich fallen und geht in der Tiefe mit der Nase vielleicht sogar regelrecht im Sand. Ein häufig gehörter Vorwurf bei dieser Arbeit ist die angebliche Überlastung der Vorhand. Dazu muss man bedenken, dass diese sowieso für das Gewicht des tiefen Pferdehalses ausgelegt ist und natürlicherweise rund 60 Prozent des Pferdegewichts trägt. Zudem gibt es vorn zwei Unterstützungsbänder (eines für die oberflächliche, eines für die tiefe Beugesehne). Am Hinterbein gibt es nur ein Unterstützungsband, und zwar für die tiefe Beugesehne. Auch sind die Vorderhufe breiter als die Hinterhufe, was zeigt, dass sie natürlicherweise mit mehr Gewicht belastet werden können. Die „Verteilung der Last“ auf Vor- und Hinterhand ist viel weniger von der Kopf-Hals-Haltung abhängig als vermutet: In einer groß angelegten Studie von 2006 wurde gemessen, dass die Ent- oder Belastung der Vorhand in verschiedenen Kopf-Hals-Positionen nur um maximal 2 Prozent (10 Kilogramm bei einem 500-Kilo-Pferd) schwankte – das ist verblüffend wenig, besonders wenn man bedenkt, dass das Gewicht des Reiters gewöhnlich bis zu 15 Prozent (75 Kilogramm bei einem 500-Kilo-Pferd) des Pferdegewichts ausmacht. Die positiven Effekte der Dehnungshaltung (physiologisch arbeitender Hauptrumpfträger und Stabilisation der Wirbelsäule) sind bedeutend größer als die messbare Umlastung von wenigen Kilos auf die Vorhand. Übrigens wird die Vorhand in Dehnungshaltung mit Reiter NUR um 0,02 Prozent (100 Gramm beim 500-Kilo-Pferd, das entspricht einer Tafel Schokolade) mehr belastet als in natürlicher, freier Kopf-Hals-Haltung ohne Reitergewicht. (siehe Weishaupt et al, Universität Zürich und darauf verweisender Artikel in der Zeitschrift „ReitKultur“ Nr. 3 von Dr. Kathrin Kienapfel) Unter reiterlichen Gesichtspunkten ist außerdem hinzuzufügen, dass der Langhals-Kurztritt-Lösetrab natürlich nicht das Ziel der Dressur, sondern gewissermaßen ihr Ausgangspunkt ist. Kein Pferd soll dauerhaft und ewig auf diese Weise herumlaufen, aber das Trabenkönnen im Parasymapathikus bei entspannter dorsaler Muskelkette bietet die ideale Voraussetzung, um das Pferd nun klassische an die Hilfen reiten und „schließen“ zu können. Im Anschluss an diese ersten tiefenentspannten Trabminuten (Podhajsky setzt etwa zehn Minuten an) soll nun ja die Losgelassenheit und damit eine reelle Dehnungs – und/oder Gebrauchshaltung mit zunhemender Aufrichtung bis hin zur Dressurhaltung entwickelt werden. ************************************************************************************************** Auszug aus dem OsteoDressage-Buch „Dehnungshaltung“, hier bestellbar: https://shop.autorenwelt.de/products/dehnungshaltung-biomechanik-und-klassisches-reiten-von-katharina-moller-claudia-weingand?variant=28216758435933
1 Kommentar
Martina
12/5/2019 12:09:55 am
Vielen Dank für die tolle und verständluche Erklärung. Prima👍😊
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