5/31/2021 0 Comments Der Weg nach Rom..„Viele Wege führen nach Rom“ – diesen Satz kennt jeder Reiter.
Soll heißen: Verschiedenen Ausbildungsmethoden und -philosophien können sich gut ergänzen, das Ziel ist ja ohnehin dasselbe. Wirklich? Zeit, sich mal näher mit „Rom“ zu beschäftigen: „Die zugrundegelegte Annahme, alle Welt wolle nach Rom und dieses Rom sei eine absolute Größe, verursacht eine verheerende Beliebigkeit in der Wahl des Weges, der Leitlinien und der Mittel“, schreibt Maren Diehl in ihrem interessanten Buch „Biotensegrity“ (spiritbooks Verlag). „Rom“ dürfen verschiedene Orte sein Es lohnt sich, zu hinterfragen, welches „Rom“ man überhaupt meint, bevor man verschiedene Wege dorthin sucht. Eine antike Perle? Einen netten Urlaubsort? Eine heilige Stadt? Aufs Reiten übertragen: Wo genau liegt mein Ziel? Wollen Reiter 1 und 2 ihre Pferde bis zur höchsten Versammlung fördern, reicht es Reiter 3 eigentlich, dass sein Pferd die gemeinsamen Ausritte nicht nur erträgt, sondern genießt und möglichst lange gesund bleibt. Rom ist in diesen drei Fällen völlig unterschiedlich definiert. Reiter 1 ist vielleicht klassisch-deutsch geprägt und wird unter Versammlung etwas anderes verstehen als Reiter 2, der sich für die Working Equitation begeistert. Und Reiter 3 muss weder ein Genie in der Handarbeit werden noch muss er alle Seitengänge beherrschen – im Gegenteil. Nimmt unser grundsätzlich zufriedener Geländereiter beispielsweise Unterricht bei einer Dressurkoryphäe, die ein anderes Rom im Kopf hat (z.B. möglichst schnell piaffieren können oder alle Seitengänge beherrschen), ist der Umweg zu seinem persönlichen Rom programmiert: Wenn er aus „Pflichtgefühl“ höhere Lektionen schrubbt, die seinem Ausbildungsstand eigentlich nicht entsprechen, wird die Ausführung weder ihm noch seinem Pferd Freude bereiten. Rom – oder Mailand? Für viele Reiter ist Rom die Versammlung: Tragkraft, Hankenbeugung, relative Aufrichtung. Um dieses Ziel zu erreichen, werden verschiedene Wege gewählt: der eine schwört auf langjährige „Umbildung“ von Schub- zu Tragkraft, der zweite empfiehlt von Anfang an Seitengänge im Schritt, der dritte versammelnde Handarbeit und der vierte findet ein Einstellen der Pferdenase hinter der Senkrechten oder die Verwendung verschiedener Hilfsmittel einen gangbaren Weg nach Rom – getreu dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Aber: Tut er das? Meiner Ansicht nach nicht. Was nützt mir der Wunsch, in Rom anzukommen, wenn ich den Weg dorthin so schwierig gestalte, dass ich Kopf und Kragen riskiere oder Gefahr laufe irgendwo auf einer Autobahn südlich von Stuttgart in einen jahre- und jahrzehntelangen Stau geraten? Oder in Mailand zu landen, das zwar schick ist und auch in Italien liegt, aber mit dem klassischen Rom nicht zu vergleichen ist… Diesen Fall hätten wir zum Beispiel, wenn das Pferd in einer auf den ersten Blick netten Silhouette geritten wird, die aber seinem Ausbildungsstand nicht entspricht. Oder wenn es zwar schon piaffiert, aber keinen sauberen Trab geradeaus laufen kann… Natürlich darf, ja sollte, man ein Ziel haben. Das muss überhaupt nicht ehrgeizig sein: Auf einem losgelassenen Pferd alle drei Grundgangarten zu reiten ist ein völlig legitimes Ziel. Bereits der Weg dorthin sollte (zumindest überwiegend) Pferd und Reiter Freude bereiten und natürlich pferdeschonend sein. Das bedeutet nicht, dass jede Reitstunde ohne Anstrengung und immer innerhalb der Komfortzone abläuft – aber niemand sollte sich oder sein Pferd bei seiner ganz persönlichen Alpenpassage derart stressen, dass die Freude am gemeinsamen Weiterkommen auf der Strecke bleibt. (Claudia)
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