5/19/2021 0 Comments Einmal Oberlinie, bitte!"Welchen Muskel muss ich trainieren, damit mein Pferd eine schöne Oberlinie bekommt?", ist eine häufig gestellte Frage in Facebookthreads. Antwort: Grundsätzlich erstmal alle, denn das Pferd muss sich dabei bewegen. WIE es sich bewegt, macht die Sache dann spannend. Und dann gibt es "da oben" auch noch deutlich mehr als einen Muskel, den wir auftrainieren könnten.
Muskeln beim Pferd isoliert zu trainieren ist kaum möglich. Es ist zum Beispiel Quatsch, den Rumpfträger durch "Aufwölben lassen" trainieren zu wollen - bei jedem Trabtritt arbeitet er mehr als wenn man das arme Pferd drei Mal/Woche im Stand ins Brustbein piekst. Auch trainiert man die Bauchmuskeln nicht effektiv über "Crunches" im Stand - im Galopp wäre der Reiz zum "Muskelwachstum" z.B. deutlich höher. Es ist menschlich zu denken, wir könnten an den "Problemzonen" mal eben ein paar Muskeln hypertroph (Umfangsvermehrung durch vermehrte Beanspruchung) werden lassen. Wenn wir einen festen Bauch wollen, machen wir Situps, für den dicken Bizeps stemmen wir Hanteln (also, manche Menschen tun das). Da muss es doch was geben, was dem Arabärchen einen Traum-Oberhals verschafft - nicht? Och, doch. Aber nicht in Form einer Trainingsanweisung wie: "Lassen Sie das Pferd 30 Mal am Tag in beigezäumter Haltung eine Möhre fressen" oder so. Im Prinzip ist eine nette Dehnungs- bis Gebrauchshaltung prima und auch je nach Lektion phasenweise eine schöne Dressurhaltung, bei der das Pferd dem Versammlungsgrad angemessen durchs Genick geht (angemessene Beizäumung trainiert den M. longus colli). Dann arbeiten die Muskeln der Oberlinie (wir nennen mal allen voran den M. splenius und den M.semispinalis, die machen den Hals besonders "schön") in Streckung (exzentrisch), was ein ziemlich effektives Training ist. Statische Haltearbeit ist aber ermüdend, weshalb der Rahmen bitte immer wieder wechseln sollte zwischen Gebrauchshaltung, Dehnungshaltung und gern mal so richtig tiefer Dehnungshaltung (Zügel aus der Hand kauen lassen bis zur Schnalle), in der sich das Pferd auch mal so richtig ins Nackenband hängen und die Muskulatur entspannen darf. Auch sollte man grundsätzlich Wert auf Trab- und bei gut trainierten Pferden auch Galopparbeit legen, dann wird (logischerweise neben der Grundlagenausdauer, der Koordination und anderen Muskeln) der M. serratus ventralis pars cervicis trainiert und hebt dann ein wenig den Halsaufsatz (neben weiteren für das Reitpferd essentiellen Effekten). Bis es so weit ist, muss das Pferd aber den Hals erstmal überhaupt fallen lassen KÖNNEN und WOLLEN. Ist Stress im Pferd, VERspannen sich die Oberlinienmuskeln und arbeiten konzentrisch, also verkürzen sich. Das Pferd läuft dann quasi giraffig herum, die Oberlinie ist bockelfest, aber eben verkürzt. Man kann festhalten: Vor losgelassen (exzentrische Arbeit der Oberlinienmuskeln) kommt zwanglos. Das ist ganz schön klassisch und ganz schön klug.
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