5/31/2021 0 Comments Koordination statt Kippe...Irgendwie sind wir Menschen doch alle Gewohnheitstiere. Je nach Philosophie reiten oder führen wir unsere Pferde brav 10 bis 20 Minuten im Schritt warm. Die Gelenke und Muskeln und so…
Das ist prinzipiell klug. Wenn die Körpertemperatur steigt, kommt der Stoffwechsel in „Arbeitsstimmung“, die Muskulatur wird besser durchblutet, die Gelenke geschmiert und das Pferd bewegt sich geschmeidiger. Schon mal nett also, wenn man nicht direkt los trabt, aber offensichtlich ist das Warmführen für viele Reiter sterbenslangweilig. Und da zückt die eine oder der andere entweder das Smartphone oder die Fluppe und tippt oder raucht sich in Reitstimmung. Aber wehe der Zosse interessiert sich auch mehr für andere Dinge als die Fracht auf seinem Rücken: „Hey! Aufpassen!“ zischt es dann. Stellen Sie sich vor, Sie gehen zur Tanzstunde und Ihr Partner spielt auf dem Handy Quizduell, während des ersten Tanzes. Wenn Sie frustriert abschalten und ihm aus Versehen auf die Füße treten, fährt er Sie auch noch an. Doof, oder? Und jaaaa, Pferde wissen, ob wir aufmerksam sind. Ich zitiere meinen Artikel aus FEINE HILFEN 21: Pferde wissen genau, ob wir sie ansehen. In einer Studie beobachtete man, dass Pferde z. B. den Hals hinauf und hinunter bewegen, wenn ein Mensch mit ihnen in der Bahn stand, aber wegschaute. Sie wissen also, ob ihnen unsere Aufmerksamkeit gilt, und versuchen so einiges, um sie zu bekommen. „Als die Person dann die Augen mit den Händen bedecken sollte, berührten die Pferde de Menschen sogar“, so Bohnet [Dr. Willa Bohnet, Verhaltensexpertin]. Das sollte so mancher Reiter vielleicht bedenken, der beim „Warmlongieren“ auf dem Handy daddelt. Die Aufwärmphase eignet sich bestens für das Einstimmen auf die Arbeit und ein kleines Koordinationstraining. Ich empfehle, eine kleine Runde spazieren zu gehen und das eigene Gehirn im Stall ankommen zu lassen. Auch ein menschlicher Körper hat übrigens Muskeln, Faszien, Gelenkschmiere…Wir profitieren beim Spazierengehen also auch vom Aufwärmen unseres Pferdes. Verrückt, oder? Auf dem Reitplatz angekommen kann man dann je nach Lust und Ausbildungsstand des Pferdes im ruhigen Schritt kleine Aufgaben lösen: Tempounterschiede im Schritt führen (oder reiten), das Pferd bewusst über Schrittstangen gehen lassen, Schritt-Halt-Übergänge machen, gerade durch eine Stangengasse rückwärts richten, mit Pylonen markierte Bahnfiguren führen oder reiten, Basisübungen der Handarbeit machen, mal eine Vorhandwendung oder Schenkelweichen verlangen… Es gibt also wunderbare Möglichkeiten, sein Pferd bereits vor dem Reiten in seiner Geschmeidigkeit und Gewandtheit zu schulen. Wenn das Pferd erst körperlich richtig arbeiten musste, verändert sich die Durchblutung des Gehirns zuungunsten zu der der Muskeln – ein schwitzendes Pferd denkt vereinfacht gesagt nicht mehr so gut mit. (Bei uns Menschen ist das ähnlich. Denken Sie mal dran, was Fußballspieler immer so auf Interviewfragen antworten, wenn man sie direkt nach dem Spiel interviewt. Wortgewandt und bewusst ist anders.) Dieses Mitdenken ist aber essentiell, um neue Bewegungsmuster zu lernen und die Bewegungskompetenz zu vergrößern. Viele Reiter schimpfen darüber, dass ihre Pferde "Bewegungslegastheniker" seien, reiten aber auch nicht viel mehr als Schritt am hingegebenen Zügel (Kippe inklusive) oder Trab und Galopp auf dem Zirkel. Kurz: Wer sein Pferd mit Handy in der Hand warmkriechen lässt, handelt nicht nur respektlos. Er verpasst eine Chance!
0 Comments
Leave a Reply. |
AutorinnenClaudia Weingand & Katharina Möller reden über Pferdetherapie und - Training, Osteopathie & Klassische Ausbildung |
|
Optimize my horse
Das High-Quality-Angebot für dein Pferd. |