„Mein Pferd hatte einen Sehnenschaden, nun will ich es wieder aufrainieren. Wer hat Tipps und Tricks parat?“ Solche Hilfegesuche liest man häufiger in den sozialen Medien. Ich werde dazu jetzt was Unsachliches und zum Schluss noch etwas Sachliches sagen.
Unsachlich Die Reaktionen darauf ähneln sich: „Ich würde viele Seitengänge im Schritt reiten! Besonders Schulterherein-Travers-Renvers-Traversalenachrechts-Übergänge sind top“, schreibt Hinz. „Intervalltraining an der Longe!“ oder „Lange Ausritte mit viel bergauf und bergab“ empfiehlt Kunz und „MuskelFixVital21 füttern“ rät Müller, der gerade ein kostenloses Futterwebinar von Koryphäe X besucht hat und damit als Experte gilt. Ein weiterer Facebook-Experte fragt besorgt, ob der Sattel passt, der nächste, ob die Zähne gemacht sind und der dritte, ob man denn ein Huforthopädie-Genie nach Pi PaPo habe, was von der hilfesuchenden Pferdebesitzerin alles mit „Ja natürlich!“ beantwortet wird. Dass der Zahnarzt vor zwei Jahren zuletzt da war und der Sattel nach dem Kauf vor drei Jahren mal aufgepolstert wurde, verschweigt sie. Müssen die ja nicht wissen, sie will Tipps und Tricks und sich nicht rechtfertigen!! Dann fragt noch jemand, wieso das sehnengeschädigte Pferd auf dem Profilbild der Besitzerin Zwanghufe habe und ob ihr nicht aufgefallen sei, dass der außerdem einen Beckenschiefstand habe. Außerdem ist es klar, dass das Pferd einen Sehnenschaden hat, schließlich sei der Nasenriemen in einem der Fotoalben voll zugeknallt. Schließlich tauchen noch irgendwo die Worte „Trageerschöpfung“ oder „Biomechanik“ sowie „Trapezmuskel“ oder „Longissimus dorsi“ auf. Während die Hilfesuchende zähneknirschend ihre Privatssphäreeinstellungen ändert, tobt unter den Hobbyexperten ein Religionskrieg. Hinz findet Kunz´ Antwort unmöglich und die Futterempfehlung wird aufgrund der Gruppenregeln gelöscht. Futterprofi Müller ist daraufhin beleidigt und giftet: Tragerschöpfung habe höchstens das Pferd des Administrators, wie man am Profilbild (Nase eines Fohlens in Großaufnahme) unschwer erkennen kann. Er empfehle da „TragkraftVITAL“ von…egal. Am Ende sind ein paar Egos geknickt, die Gruppe ist um zwei Mitglieder ärmer und das Pferd wird geritten wie vor dem Sehnenschaden (und steuert deshalb wahrscheinlich auf den nächsten zu). Sachlich: Aufbautraining für Rehapferde Mal ehrlich: Was erhofft sich die Fragestellerin? Einen professionellen Trainingsplan? Auf ihr Pferd abgestimmte fachlich korrekte Empfehlungen? Kaum ein seriöser Experte würde sich das aus der Ferne für ein konkretes Pferd zutrauen. Man braucht schließlich eine genaue Diagnose der ausgeheilten Erkrankung und eine umfassende Anamnese (bei das man das Pferd auch mal live anschauen und anfassen muss), um zu wissen, was der Ist-Zustand ist und was man dem Pferd momentan zumuten kann. Ein paar allgemeingültige „Tipps und Tricks“ gäbe es dann allerdings doch:
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AutorinnenClaudia Weingand & Katharina Möller reden über Pferdetherapie und - Training, Osteopathie & Klassische Ausbildung |
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