![]() Aus meiner Jugend kenne ich Lusitanos als imposante Stierkampfmonster. Kraftstrotzende, reaktive Ego – Maschinen. Trakehner für Fortgeschrittene, so das Klischee. Und ich dachte um ehrlich zu sein, das sei bei der Rasse aufgrund ihrer Geschichte und ihres ursprünglichen Verwendungszwecks so eingebaut. Niemand kommt aus seiner Haut, und wer dazu geboren ist, gegen einen Kampfstier zu reiten, der ist eben so – dachte ich. Wie viele importierte Lusitanos habe ich als Reitlehrerin erlebt, die von „der deutschen Zahnarztgattin“ nicht zu bedienen waren. Von Null auf hundert und als Freizeitpferd kaum auszulasten. Während ich mir die Tiefkühlerbsen auf eine Fleischwunde in meinem Arm gedrückt habe, aus dem mir ein wunderschöner Vertreter seiner Rasse ein Stück heraus gebissen hatte, nachdem ich ihn nur aufhalftern wollte, habe ich entschieden: Das ist nichts für mich. Obwohl ich bekanntlich nicht mal Zahnarztgattin, sondern Reitlehrerin bin, habe ich darauf keine Lust, so beeindruckend ich sie auch finde. 15 Jahre später befinde ich mich nichtsdestoweniger im Besitz von einer halben Fußballmannschaft an Lusitanopferden. Wie kam das? Angefangen hat alles mit meiner Partnerin Claudia. Als wir uns kennenlernten, hatte sie zwei Lusitanos. Eine Stute, die tatsächlich etwas grell sein konnte und einen Wallach, der rundherum der beste Freund ist, den man sich nur wünschen kann. Invincibel, genannt Vincent, geht nicht nur unter Claudia Dressur und Working Equitation und beeindruckt dabei besonders im Trail, sondern kann auch von ihrer kleinen Tochter geritten werden, ist Lehrpferd für unsere Auszubildenden und geht Longierkurse selbst mit Einsteigern und einem Ruhepuls von 38. Ist Vince denn dann kein typischer Lusitano?! Heute weiß ich: doch! Ist er! „Lusitanos werden zu Kriegern, wenn du mit ihnen kämpfst“, sagt Leonie Bühlmann vom Lusitanogestüt La Perla. Wenn man aber nicht mit ihnen kämpft, sind es ganz normale Pferde. Claudias Invincibel zum Beispiel bedeutet zwar „der Unbesiegbare“, aber sie kämpft ja nicht gegen ihn, sondern steht auf derselben Seite wie er! Außerdem gibt es in der Lusitanozucht natürlich verschiedene Linien. Nicht jeder Lusitano ist für den Stierkampf geboren, manche auch tatsächlich für die Dressur. Leonie Bühlmann selektiert unter anderem eben darauf, dass die Pferde leicht auszubilden und angenehm zu reiten sind. Zum anderen ist vor allem die Aufzucht und die Art der Ausbildung entscheidend. Bereits der erste Kontakt mit dem Menschen, die Herangehensweise beim Absetzen und Einfangen (denn viele werden wild geboren), anlongieren und anreiten ist für die Pferde prägend. Wenn man dabei freundlich und in Ruhe vorgeht, ihre soziale Art und ihr Erkundungsverhalten zu nutzen weiß und sie nicht unter Druck setzt, kommen sie nie auf die Idee zu kämpfen. Unsere Lusitanos sind rundherum freundliche, höchst soziale, kluge und zu meiner Überraschen auch wirklich sanfte Pferde. Ja, sie möchten Arbeiten, aber weil sie Gefallen wollen – nicht weil sie sonst nicht mehr zu händeln wären. Bei artgerechter Haltung auf großen Flächen kann man sie auch eine Woche stehen lassen und dann gemütlich ausreiten gehen. Sie lernen schnell, deswegen muss man natürlich aufpassen, was man ihnen beibringt. Der „Bordercollie“ unter den Pferden bildet in seinem Gehirn lange Verhaltensketten und sucht gerne mal nach Lösungen für Probleme, die außer ihm keiner sieht. Dem muss man aber wirklich nicht mit Härte begegnen und somit eben auch keinen Kampf eröffnen, sondern kann durch kluges, strukturiertes Training und eine gute Signalkontrolle dafür sorgen, dass die Pferde auch in der Arbeit entspannt sein können. Nein, es sind sicher keine Anfängerpferde und eigentlich auch nichts für Schönwetterreiter – aber von welcher Rasse sollte man das denn überhaupt behaupten? Die Kunst für einen Kaufinteressenten besteht unseres Erachtens eigentlich vor allem darin, ein Pferd zu finden, welches einerseits bewegungsintensiv auf wirklich großen Flächen aufgewachsen ist, andererseits aber nicht mit rauen Methoden unter großem Druck eingefangen und auf die Macho-Tour als Verkaufspferd wortwörtlich „fertig gemacht“ worden ist. Wir können von ganzem Herzen die Pferde aus Leonie Bühlmanns Zucht Yeguada La Perla empfehlen. Hier gesellt sich zu einer zwar freien und nahezu wilden Aufzucht ein liebevoller Kontakt zu Menschen und eine feine Ausbildung nach reellen klassischen Kriterien. Schönes Reiten auf entspannten Pferden. Die Pferde von La Perla sind körperlich harte Knochen durch eine Aufzucht auf 1200 Metern, rund ums Jahr draußen und sicher nicht verzärtelt, aber eben mit Argusaugen überwacht und mit allem versorgt, was sie brauchen. Psychisch sind es herzensgute Schätze, die von Menschen nichts Böses erwarten, offen und neugierig an ihre Ausbildung heran gehen und Freunde für’s Leben werden. *********************************************** Mit großer Freude nehmen wir Ihr Lustianopferd in Ausbildung (für mehr Informationen bitte anklicken). Foto: Maresa Mader Otelo la Perla, vierjähriger Lusitanowallach bei uns in Duttenstein
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AutorinnenClaudia Weingand & Katharina Möller reden über Pferdetherapie und - Training, Osteopathie & Klassische Ausbildung |
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