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OsteoDressage 
Blog
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5/31/2021 0 Kommentare

Liebe Community, mein Pferd hat Sehne...

„Mein Pferd hatte einen Sehnenschaden, nun will ich es wieder aufrainieren. Wer hat Tipps und Tricks parat?“ Solche Hilfegesuche liest man häufiger in den sozialen Medien. Ich werde dazu jetzt was Unsachliches und zum Schluss noch etwas Sachliches sagen.

Unsachlich

Die Reaktionen darauf ähneln sich: „Ich würde viele Seitengänge im Schritt reiten! Besonders Schulterherein-Travers-Renvers-Traversalenachrechts-Übergänge sind top“, schreibt Hinz. „Intervalltraining an der Longe!“ oder „Lange Ausritte mit viel bergauf und bergab“ empfiehlt Kunz und „MuskelFixVital21 füttern“ rät Müller, der gerade ein kostenloses Futterwebinar von Koryphäe X besucht hat und damit als Experte gilt. Ein weiterer Facebook-Experte fragt besorgt, ob der Sattel passt, der nächste, ob die Zähne gemacht sind und der dritte, ob man denn ein Huforthopädie-Genie nach Pi PaPo habe, was von der hilfesuchenden Pferdebesitzerin alles mit „Ja natürlich!“ beantwortet wird. Dass der Zahnarzt vor zwei Jahren zuletzt da war und der Sattel nach dem Kauf vor drei Jahren mal aufgepolstert wurde, verschweigt sie. Müssen die ja nicht wissen, sie will Tipps und Tricks und sich nicht rechtfertigen!!
Dann fragt noch jemand, wieso das sehnengeschädigte Pferd auf dem Profilbild der Besitzerin Zwanghufe habe und ob ihr nicht aufgefallen sei, dass der außerdem einen Beckenschiefstand habe. Außerdem ist es klar, dass das Pferd einen Sehnenschaden hat, schließlich sei der Nasenriemen in einem der Fotoalben voll zugeknallt. Schließlich tauchen noch irgendwo die Worte „Trageerschöpfung“ oder „Biomechanik“ sowie „Trapezmuskel“ oder „Longissimus dorsi“ auf.
Während die Hilfesuchende zähneknirschend ihre Privatssphäreeinstellungen ändert, tobt unter den Hobbyexperten ein Religionskrieg. Hinz findet Kunz´ Antwort unmöglich und die Futterempfehlung wird aufgrund der Gruppenregeln gelöscht. Futterprofi Müller ist daraufhin beleidigt und giftet: Tragerschöpfung habe höchstens das Pferd des Administrators, wie man am Profilbild (Nase eines Fohlens in Großaufnahme) unschwer erkennen kann. Er empfehle da „TragkraftVITAL“ von…egal.
Am Ende sind ein paar Egos geknickt, die Gruppe ist um zwei Mitglieder ärmer und das Pferd wird geritten wie vor dem Sehnenschaden (und steuert deshalb wahrscheinlich auf den nächsten zu).


Sachlich: Aufbautraining für Rehapferde

Mal ehrlich: Was erhofft sich die Fragestellerin? Einen professionellen Trainingsplan? Auf ihr Pferd abgestimmte fachlich korrekte Empfehlungen? Kaum ein seriöser Experte würde sich das aus der Ferne für ein konkretes Pferd zutrauen. Man braucht schließlich eine genaue Diagnose der ausgeheilten Erkrankung und eine umfassende Anamnese (bei das man das Pferd auch mal live anschauen und anfassen muss), um zu wissen, was der Ist-Zustand ist und was man dem Pferd momentan zumuten kann.

Ein paar allgemeingültige „Tipps und Tricks“ gäbe es dann allerdings doch:
  1. …sollte man analysieren, wie es zum ersten Sehnenschaden kam. Meist (!) ist verschleißendes Training schuld, auch wenn „auf der Koppel ausgerutscht“ zu den Hauptursachen zu zählen scheint…
  2.  …sollte das Pferd möglichst ohne Reitergewicht auftrainiert werden. Wie das aussehen könnte, haben wir umfangreich in unserem Buch und Onlinekurs zur Trainingstherapie besprochen.
  3. Der Sattel sollte erst nach mindestens 8 Wochen Aufbautraining neu angepasst werden. Sonst manifestiert er die Rückenlinie, die das Rehapferd im untrainierten Ausgangszustand hatte.
  4. Durch einen überschwelligen Trainingsreiz kommt es zum Kollagenabbau in den Sehnen. Der Körper braucht ca. 72 Stunden, um das Gewebe wieder aufzubauen. Gerade nach Sehnenproblemen sind also PAUSENtage essentiell.
  5. Und Wichtigstens: Kontaktiert Fachleute vor Ort, die das Training begleiten und kontrollieren.
    Es schadet nichts, sich auch mal auf Facebook Anregungen zu holen. Die Kommentatoren aber kennen meist euer Pferd und dessen Geschichte nicht und haben keine ehrliche Möglichkeit, euch individuell zu beraten. Sie können höchstens nach bestem Wissen allgemeine Grundlagen vermitteln. Wie seriös das jeweils ist, können viele Pferdebesitzer aber nicht einschätzen.
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5/31/2021 0 Kommentare

Koordination statt Kippe...

Irgendwie sind wir Menschen doch alle Gewohnheitstiere. Je nach Philosophie reiten oder führen wir unsere Pferde brav 10 bis 20 Minuten im Schritt warm. Die Gelenke und Muskeln und so…
Das ist  prinzipiell klug. Wenn die Körpertemperatur steigt, kommt der Stoffwechsel  in „Arbeitsstimmung“, die Muskulatur wird besser durchblutet, die Gelenke geschmiert und das Pferd bewegt sich geschmeidiger.

Schon mal nett also, wenn man nicht direkt los trabt, aber offensichtlich ist das Warmführen für viele Reiter sterbenslangweilig. Und da zückt die eine oder der andere entweder das Smartphone oder die Fluppe und tippt oder raucht sich in Reitstimmung. Aber wehe der Zosse interessiert sich auch mehr für andere Dinge als die Fracht auf seinem Rücken: „Hey! Aufpassen!“ zischt es dann.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen zur Tanzstunde und Ihr Partner spielt auf dem Handy Quizduell, während des ersten Tanzes. Wenn Sie frustriert abschalten und ihm aus Versehen auf die Füße treten, fährt er Sie auch noch an. Doof, oder?
Und jaaaa, Pferde wissen, ob wir aufmerksam sind. Ich zitiere meinen Artikel aus FEINE HILFEN 21:
Pferde wissen genau, ob wir sie ansehen. In einer Studie beobachtete man, dass Pferde z. B. den Hals hinauf und hinunter bewegen, wenn ein Mensch mit ihnen in der Bahn stand, aber wegschaute. Sie wissen also, ob ihnen unsere Aufmerksamkeit gilt, und versuchen so einiges, um sie zu bekommen. „Als die Person dann die Augen mit den Händen bedecken sollte, berührten die Pferde de Menschen sogar“, so Bohnet [Dr. Willa Bohnet, Verhaltensexpertin]. Das sollte so mancher Reiter vielleicht bedenken, der beim „Warmlongieren“ auf dem Handy daddelt.



Die Aufwärmphase eignet sich bestens für das Einstimmen auf die Arbeit und ein kleines Koordinationstraining. Ich empfehle, eine kleine Runde spazieren zu gehen und das eigene Gehirn im Stall ankommen zu lassen. Auch ein menschlicher Körper hat übrigens Muskeln, Faszien, Gelenkschmiere…Wir profitieren beim Spazierengehen also auch vom Aufwärmen unseres Pferdes. Verrückt, oder? Auf dem Reitplatz angekommen kann man dann je nach Lust und Ausbildungsstand des Pferdes im ruhigen Schritt kleine Aufgaben lösen:  Tempounterschiede im Schritt führen (oder reiten), das Pferd bewusst über Schrittstangen gehen lassen, Schritt-Halt-Übergänge machen, gerade durch eine Stangengasse rückwärts richten, mit Pylonen markierte Bahnfiguren führen oder reiten, Basisübungen der Handarbeit machen, mal eine Vorhandwendung oder Schenkelweichen verlangen…
Es gibt also wunderbare Möglichkeiten, sein Pferd bereits vor dem Reiten in seiner Geschmeidigkeit und Gewandtheit zu schulen. Wenn das Pferd erst körperlich richtig arbeiten musste, verändert sich die Durchblutung des Gehirns zuungunsten zu der der Muskeln – ein schwitzendes Pferd denkt vereinfacht gesagt nicht mehr so gut mit. (Bei uns Menschen ist das ähnlich. Denken Sie mal dran, was Fußballspieler immer so auf Interviewfragen antworten, wenn man sie direkt nach dem Spiel interviewt. Wortgewandt und bewusst ist anders.) Dieses Mitdenken ist aber essentiell, um neue Bewegungsmuster zu lernen und die Bewegungskompetenz zu vergrößern. Viele Reiter schimpfen darüber, dass ihre Pferde  "Bewegungslegastheniker" seien, reiten aber auch nicht viel mehr als Schritt am hingegebenen Zügel (Kippe inklusive) oder Trab und Galopp auf dem Zirkel.
Kurz: Wer sein Pferd mit Handy in der Hand warmkriechen lässt, handelt nicht nur respektlos. Er verpasst eine Chance!
 
 

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5/31/2021 0 Kommentare

Training - ein Unwort?

Viele Reiter haben eine leichte bis starke Aversion gegen das Wort "Training". Ein Pferd "trainiere" man nicht, man bilde es aus. Ich denke, wir tun beides - es wird nur (besonders in klassischen Dressurreiterkreisen) wenig über Training geredet und leider auch wenig gewusst.

Reiten besteht aber nicht ausschließlich aus Kopfarbeit und auch nicht ausschließlich aus korrekter Hilfengebung oder perfekten Lektionen. Natürlich ist es richtig und wichtig, sich mit Lernpsychologie, Pferdeverhalten und auch mit korrektem Sitz und feiner Hilfengebung zu beschäftigen. Aber das ist nicht alles. Reiten ist nämlich durchaus körperliches Training fürs Pferd: Kraft-Ausdauer-Training, denn es trägt unser (meist nicht unerhebliches) Gewicht und das über eine bestimmte Zeit und Strecke und oft in einer anstrengenden (Dressur-)Haltung. Reiten ist auch Koordinationstraining, denn wir wollen Übergänge, Seitengänge, Rückwärtsrichten und Bahnfiguren reiten. All das sind große  Aufgaben für den Pferdekörper (und nicht nur für den Pferdekopf), deren Ausführung man nur mit vielfachen Wiederholungen und monate- und jahrelangem Üben verbessern oder gar perfektionieren kann.

Da Reiten nunmal Training ist, sollten wir unser Pferd physiologisch trainieren. Auf jeden Trainingsreiz muss eine angemessene Pause folgen, damit das beanspruchte Gewebe (etwa Sehnen, Bänder, Muskeln) regenerieren kann. Wie so eine Pause aussehen sollte und dass es eben nicht sinnvoll ist, das Pferd täglich zu fordern (aber auch nicht, es nie oder nur unregelmäßig zu fordern!), ist vielen Reitern und leider auch Trainern nicht klar - und man liest darüber auch nichts Konkretes in den Richtlinien oder bei den alten Meistern. Oft wird deshalb "nach Gefühl" trainiert, nicht mit Plan und Übersicht. Das Pferd weiß zwar meist, was es tun soll und wir, wie wir es ihm beibringen - ob es das auch körperlich leisten kann oder nur uns zuliebe leistet und dabei kaputt geht, steht auf einem anderen Blatt.

Dass viele Reiter sich nicht mit den Grundsätzen gesunden Trainings auseinandersetzen, finanziert vielen Tierärzten und Therapeuten den Lebensunterhalt. Sehnenschäden, "Hufrollenprobleme", Kissing Spines oder Spat sind selten schlimme individuelle Schicksale sondern oft (un-)bewusst in Kauf genommene Folgen verschleißenden Trainings. Das trifft mitnichten nur schlecht gerittene "Lieschen-Müller-Pferde", sondern auch Pferde, die in (scheinbar) perfekter Haltung fast perfekte Lektionen gehen. Der Teufel liegt im Detail: Da wird täglich am Muskelaufbau gearbeitet, weder den Muskeln geschweige denn den Sehnen wird aber die Zeit gelassen, die sie bräuchten um kräftig bzw. stabil zu werden. Oder man reitet nur sporadisch, dann aber gleich zwei Stunden im Trab und Galopp ins Gelände. Viele Reiter und Ausbilder wissen, wie sie das Pferd in eine lehrbuchartige Haltung oder zu einem ansehnlichen Absolvieren von Lektionen bekommen - was das aber im Pferdekörper auslöst (nämlich mitunter je nach Trainingszustand des Pferdes und Intensität des Trainings Überlastungen und Mikrotraumata im Gewebe) und warum dieser Zeit für die Regeneration braucht, ist vielen nicht klar.

Es gibt kein Entweder-Oder bei "Ausbildung" und "Training". Beides funktioniert nur zusammen, wenn das Pferd glücklich und gesund bleiben soll. Es reicht nicht, dass moderne Reitlehrer "Trainer" heißen. Sie müssen sich auch als solche verstehen und ihren Schülern vermitteln, wie sie ihr Pferd mit Gefühl, aber auch mit Plan und Wissen um physiologische Vorgänge aufbauen. Darüber hinaus sollte sich jeder Reiter als Ausbilder UND Trainer seines Pferdes verstehen und sich zumindest grundsätzliches Wissen aneignen.
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Es ist sehr sinnvoll, den Puls zu überprüfen um festzstellen, wie anstrengend das Training für das Pferd tatsächlich war.
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5/31/2021 0 Kommentare

"Mit deinem Pferd ist das ja easy..."

Wer ein nettes, gut erzogenes Pferd hat, hat diesen Satz vielleicht schon mal gehört. Oft von  Menschen, die kein  nettes, gut erzogenes Pferd haben. Über den Satz wird man sich als Besitzer eines Gentleman-Pferdes etwas ärgern, denn in den meisten Fällen muss man viel richtig machen, damit ein Pferd nett bleibt oder wird.
Wer Menschen mit braven Pferden vorwirft, ein braves Pferd zu haben, hat meist ein Pferd, das nicht ins Gelände geht, beim Putzen zwickt, beim Schmied gezielt kickt oder an der Longe durchdreht. Meist war das "schwierige" Pferd früher "noch viel schlimmer" und man ist "auf einem guten Weg"... Und das seit Jahren. Häufig nehmen Besitzer der achso kapriziösen Pferde keine Hilfe an, weil ihnen ohnehin kein Trainer gut genug ist und nur sie ihr "traumatisiertes" Pferd verstehen.
Ich finde nicht, dass Menschen mit netten Pferden es sich leicht machen. Die meisten bilden sich eifrig fort, lesen, fragen Reitlehrer, Tierärzte und Therapeuten um Rat, sind empathisch und legen Wert auf eine respekt-und liebevolle Beziehung zum Pferd.
Und auch sie haben blöde Situationen mit ihrem Pferd, fallen aber weniger auf, weil sie die ohne Drama lösen. Die wenigsten Pferde sind ausnahmslos ruhig oder immer kooperativ. Wie man damit umgeht, wenn ein Pferd pferdetypische Dinge tut (Erschrecken zum Beispiel), entscheidet oft darüber, ob ein Pferd "schwierig" wird oder sich einfach im nächsten Moment wieder entspannt.
Ein Beispiel:
Lieschen Müller und Lieschen Meier longieren ihre Pferde. Beide Pferde sind heute etwas knackig und galoppieren an, obwohl die beiden Lieschens "nur antraben" wollten. Lieschen Meier lässt das unkommentiert - sie wollte ja vorwärts und das Pferd hat mit vorwärts reagiert, nur halt etwas stärker als gewünscht -  und longiert ungerührt ihre Linie weiter. Das Pferd fällt nach wenigen Runden von selbst in Trab und schnaubt ab. Lieschen Müller ruckt scharf an der Longe, bis das Pferd verdutzt anhält. Sie schreit "Hey! Aufpassen!", während sie mit der Peitsche wedelt. Nach ein paar Wochen geht Lieschen Müllers Pferd an der Longe nicht mehr vorwärts, dreht sich dauernd zu Lieschen herein, hält unvermittelt an oder beginnt plötzlich zu bocken und sich loszureißen. Als Lieschen Müller Lieschen Meier longieren sieht, sagt sie: "Ja, mit deinem Pferd ist das ja auch einfach!" Natürlich, das schwierige Pferd ist der Grund, dass Lieschen Müller ein Longierproblem hat, nicht etwa ihre eigenen Fehler...


Fazit

Kein Pferd wird als menschlicher Wunscherfüller geboren. Wer mit Verstand und Gefühl mit dem Tier umgeht und es vernünftig hält und füttert, wird allerdings erleben, dass auch der größte Rabauke (so er geistig und körperlich gesund ist) allmählich "braver" wird. Und ich meine mit brav nicht apathisch, sonder kooperativ und grundsätzlich eher entspannt in der Zusammenarbeit mit dem Menschen.
Wer sich dabei ertappt, andere Pferde immer brav und das eigene immer schwierig zu finden, sollte sich nicht in sein Schicksal ergeben. Sehr wahrscheinlich hat man wichtige Details übersehen oder kann eigene tiefsitzende Ängste nicht (ohne Hilfe) überwinden. Für ersteres gibt es Ausbilder, für zweiteres gute Psychotherapeuten oder Mentaltrainer. Oder das Pferd hat körperliche Probleme, die man als Laie nunmal nicht immer erkennt - auch wenn man in 100 Facebookgruppen zur Pferdegesundheit ist.

Achtung: Es gibt Pferde, die aufgrund von Krankheiten oder sehr harter Trainingsmethoden sehr brav wirken, aber eigentlich körperlich oder psychisch krank sind. Es gibt bei Pferden z.B. erwiesenermaßen Depressionen (www.pferdsein.de/?p=4044).
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5/20/2021 0 Kommentare

Das Fallenlassen des Halses

​Ein Artikel von Katharina Möller aus dem Jahr 2017 zum Longieren als Dialog 

Wieso lassen manche Pferde ihren Hals an der Longe von sich aus fallen und anderen fällt das schwer? Was mache ich, wenn mein Pferd wie eine Giraffe läuft? Was bedeutet es, wenn es „den Weg in die Tiefe“ nicht findet? Gibt es Pferde, die dafür eben Hilfszügel brauchen?  

Um gesundheitsförderlich zu longieren (und natürlich auch zu reiten), streben wir bekanntlich die Losgelassenheit* an. Vor dem Erreichen der Losgelassenheit steht jedoch die leider nicht ganz so häufig zitierte und in der Praxis oft vernachlässigte Zwanglosigkeit*.
Im Rahmen der Zwanglosigkeit soll das Pferd ganz entspannt in möglichst unaufwendigen Bewegungen vor sich hin schlendern und dabei den Hals auf physiologische Weise benutzen. Das bedeutet eine eher tiefe Halshaltung (Nase etwa auf Buggelenkshöhe)*² mittig vor dem Pferderumpf (nicht zur Seite verdreht) mit offenem Genick, also mit der Stirnnasenlinie weit vor der Senkrechten. Des Weiteren gehört zum physiologischen Halsgebrauch eine völlig freie Nickbewegung. Das Pferd darf dabei in keinster Weise beeinflusst oder manipuliert werden: Es werden keine Ausbinder benutzt und beim Reiten würde man mit hingegebenem Zügel (also komplett durchhängenden Zügeln!) reiten. Auch am Kappzaum wird nicht aktiv eingewirkt, der Logenführer hält seine Hand einfach passiv in der korrekten Position.
Ist Zwanglosigkeit vorhanden, lässt das Pferd FREIWILLIG und ohne Ansage seinen Hals fallen – einfach so! Das macht andersherum das Fallenlassen des Halses zu einem Gradmesser der Zwanglosigkeit: Läuft das Pferd wie eine Giraffe und/oder verdreht seinen Hals zur Seite, macht sich eng im Genick (obwohl gar keine Zügel oder Hilfszügel benutzt werden!), dann sehen wir daran, dass es eben gerade nicht zwanglos ist.

Ohne Zwanglosigkeit aber keine Losgelassenheit. Und – jetzt kommt’s – eben auch keine Anlehnung! Die im klassischen Reiten erwünschte, stetige, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul, also den konstanten Kontakt zum Gebiss, den kann das Pferd nur im Zuge der Losgelassenheit entwickeln.
Spätestens jetzt wird klar, warum man keine Hilfszügel dafür benutzen darf, um dem Pferd „den Weg in die Tiefe zu zeigen“! Erst wenn ein Pferd OHNE Zügel und Hilfszügel ganz zwanglos den Hals fallen lässt, kann man im Rahmen der Losgelassenheit dann auch eine reelle Anlehnung anstreben. Alles andere ist Augenwischerei! Eine erzwungene „schöne Haltung“ ist keinen Pfifferling wert – weder gesundheitlich noch aus Sicht der Reitlehre.
Außerdem sagt uns doch schon der Fachbegriff Zwanglosigkeit, dass man diese nicht erzwingen kann. Wende ich irgendwelche Zwangsmaßnahmen an (wobei der Kopf irgendwie nach unten gedrückt wird – ob über Hilfszügel, am Gebiss oder auch nach unten drückende oder zupfende Einwirkung am Kappzaum), dann entfernen mein Pferd und ich uns immer weiter von der erstrebenswerten Zwanglosigkeit!
Ein Teufelskreis? Dass man Zwanglosigkeit nicht erzwingen kann? Auch wenn man es unbedingt will weil man schließlich weiß, wie wichtig es ist, dass das Pferd den Hals fallen lässt? Tja, herzlich willkommen in den Tiefen der klassischen Reiterei. Da müssen wir vermutlich alle durch und wer aus diesem Loch auftaucht, hat was für’s Leben gelernt.

Aber jetzt aber man Butter bei die Fische: Was mach ich denn nun, wenn mein Pferd immer nur wie eine Giraffe herumläuft? Das kann doch nicht gesund sein?!
Nein, das ist wirklich nicht gesund! Lässt ein Pferd „nie“ den Hals fallen*⁴, dann ist der erste Schritt, es umgehend einem Tierarzt und/oder einem Osteopathen*⁵ sowie einem Zahnarzt vorzustellen. Außerdem muss die Hufbearbeitung kritisch überprüft werden. Ziel ist es, gesundheitlich Probleme zu beleuchten und zu behandeln. Dabei ist es erfahrungsgemäß nie mit einer Behandlung getan – einfache Lösungen für komplexe Probleme gibt es nicht! Bis alle Fachleute ihren Teil gecheckt und getan haben, können durchaus ein paar Wochen vergehen. Wer sein Pferd liebt, reitet in dieser Zeit nicht, sondern stellt das Pferd auf die Wiese und/oder geht spazieren. Falls ihr an einen Therapeuten geratet, der sagt, das Pferd „habe nichts, nur keine Lust“, während es wie eine Giraffe im Kreis rennt, dann sucht euch einen anderen. Pferde haben IMMER Gründe! Wenn es wirklich nichts körperliches ist, dann ist es die falsche Hilfengebung des Menschen...
Ein weiterer Grund nach dem gesundheitlichen Checkup kann zum Beispiel die Ausrüstung sein. Auf ein Pferd, was sich nicht mal ohne Sattel zwanglos bewegt, gehört keiner drauf. Aber auch Kappzäume passen leider oft nicht wirklich und das Unbehagen damit kann schon ein Grund sein, warum ein Pferd sich nicht gänzlich entspannt.

Sind die genannten Voraussetzungen abgeklärt, geht jetzt endlich das sichtbare Training los. Wie kann man beim praktischen Longieren die Zwanglosigkeit verbessern? Je nach Pferd und seinen körperlichen und mentalen Bedürfnissen führen tatsächlich zig Wege nach Rom. Grundsätzlich hilft ein eher ruhiges Tempo. Das Pferd darf anfangs gerne ganz entspannt schlendern – flache, unaufwendige Bewegungen gehören zur Zwanglosigkeit dazu. Wir wiederholen: Erst auf Grundlage der Zwanglosigkeit kommt die Losgelassenheit und mit der wiederum kommt später auch der Schwung. Ein ruhiges Wohlfühltempo ist aber nur dann zwanglos, wenn das Pferd dieses ohne Zwang zeigt. Ein flottes Pferd, das sich offensichtlich über Vorwärtsbewegung lösen möchte, darf nicht in ein Schneckentempo gezwungen werden! Jegliche Rucke am Kappzaum und natürlich auch das Ausbremsen vor dem Zaun sind tabu.

Werfen wir an dieser Stelle eine Blick auf das Nervensystem unseres Pferdes: Ist ein Pferd gestresst (und „Stress“ kann die verschiedensten Gründe haben! Schmerzen an Nase und Maul und Angst vor dem Longenführer sind vorne mit dabei…), geht damit eine erhöhte Sympathikusaktivität*⁴ einher und die wiederum verursacht, dass das Pferd seine Oberlinie nicht entspannen KANN (selbst wenn es wollte! Und selbst wenn man ihm den Kopf nach unten zieht - das vergrößert seinen Stress nur noch weiter). Was wir brauchen, ist vermehrte Parasympathikusaktivität. Wir sollten also alles tun, was das Pferd entspannt, um seinen „Erholungsnerv“ anzuwerfen, denn dann kann und wird es auch auf ganz natürliche Weise den Hals fallen lassen.
Wie spreche ich nun den Parasympathikus an? Im Longieren als Dialog – Konzept haben wir verschiedene ruhige Übungen wie etwa das Übersteigen einer Stange (geführt und im Schritt). Das Pferd darf gerne auch an der Stange riechen und dann damit koordinative Übungen machen: Halte dein Pferd wiederholt über der Stange an, mache Stehpausen (mit Kraulen und eventuell auch mit Futterbelohnung – denn auch das Fressen regt ganz hervorragend den Parasympathikus an!). Viele Pferde lösen sich auch gut durch das Schenkelweichen oder die Schlangenlinie. Alle Übungen dürfen langsam und schrittweise ausgeführt und in Einzelbestandteile zerlegt werden. Lobe viel und sei mit wenig zufrieden sein! Es geht hier noch nicht um „dressurmäßig perfekte“ Ausführung, sondern um das Erreichen der Zwanglosigkeit, auf deren Grundlage die Lektionen dann überhaupt erst entwickelt werden können.
Grundsätzlich ist auch das Longieren von Biegungen sehr hilfreich, denn die Biegungen begünstigen ebenfalls den Parasympathikus. Jetzt liegt da in der Praxis aber oft der Hase im Pfeffer: je nachdem, WIE die Biegungen erarbeitet werden (Stichwort wieder das zwanghafte nach-innen-ziehen des Kopfes) und in welchem Tempo, können sie das Pferd wiederum so sehr stressen, dass es sich mit erhöhter Sympathikusbeteiligung auf die Flucht macht.
Bei unserer LAD-Basisübung, die aus abwechselnden Volten und Geraden besteht, sprechen wir bei jedem einzelnen Abwenden, wenn das Pferd erneut von der ganzen Bahn in die Volte wendet, den Parasympathikus an.

Alle Übungen helfen also nur dann, wenn der Longenführer sie technisch richtig ausführt. Oft stört ein falsches Timing insbesondere der treibenden Hilfen – oftmals treiben Menschen zu spät, dann aber zu heftig. Und zack, fliegt der Pferdekopf eben wieder hoch. Oder die Position stimmt nicht mit der mentalen Absicht überein. Oder die Longenhand entwickelt ein seltsames Eigenleben, was dem Pferd ganz ungewollt kleine Rucke auf die Nase gibt.

Kompliziert, denkt ihr? Dieser Artikel ist schon ganz schön lang, eure Fragen sind aber immer noch nicht abschließend geklärt? Über das Thema könnte man glatt ein Buch schreiben?

Genau habe ich getan! Hier könnt ihr es bestellen:
Longieren als Dialog mit dem Pferd: Vielseitiges Longentraining am Kappzaum von Katharina Möller – Autorenwelt Shop

​Wer lieber an bewegten Bildern lernt, der wird bei unseren Online-Praxiskursen fündig. Hier zeige ich das Longieren zu verschiedenen Themen in aufeinander aufbauenden Unterrichtseinheiten: OsteoDressage | elopage

Ich wünsche euch viel Freude beim zwanglosen Bewegen mit eurem Pferd!

Eure Katharina Möller

************

* Die Fachbegriffe Losgelassenheit und Zwanglosigkeit sowie die anatomischen und biomechanischen Zusammenhänge werden ausführlich erläutert in folgendem Onlinekurs: Dehnungshaltung - OsteoDressage | elopage

*² Das noch tiefere Fallenlassen des Halses, bis die Nase tatsächlich im Sand ist, wäre als Dauerhaltung nicht zielführend, ist aber im Hinblick auf die Zwanglosigkeit gerne auch erlaubt! 

*⁴ Man erkennt auch am gesamten Exterieur und der Bemuskelung eines Pferdes, wenn es sich langfristig unphysiologisch bewegt. Dazu hat Claudia Weingand gemeinsam mit Barbara Welter-Böller dieses tolle Buch geschrieben: Einmal überbaut, immer überbaut?: Exterieuranalyse und Tipps zum Pferde-Training von Barbara Welter-Böller, Claudia Weingand – Autorenwelt Shop
Außerdem lernt ihr das in unserem Online-Kurs Trainingsplanung & Exterieur - OsteoDressage | elopage.
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Im Rahmen der Zwanglosigkeit lässt das Pferd seinen Hals freiwillig fallen - kurzfristig auch gerne bis zum Boden.
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5/19/2021 0 Kommentare

"Der stützt sich auf dem Unterhals ab"

Diesen Satz habe ich (Claudia) letztens mal wieder gehört. Von einer Reitlehrerin. Sie nahm ihn als Anlass, das Pony ihrer Schülerin minutenlang in den Oberarm-Kopf-Muskel zu kneifen und dabei neben ihm her zu laufen, damit es den Kopf schön runternimmt. Das Pony rollte sich ein, schaute ärgerlich bis verzweifelt, begann sogar zu schnappen und zu steigen und ging mitnichten "über den Rücken". Logisch, wer einen kneifenden Menschen neben sich hat, kann nicht losgelassen sein.
Mir hat es Magenschmerzen bereitet, Lehrerin, Pferd und Schülerin zuzusehen. Die Lehrerin wollte das Beste, erreichte aber objektiv betrachtet, dass das Pony sich nun mit tiefem Kopf verspannte und die Schülerin zunehmend fragte, ob diese "Behandlung" dem Pony zuzumuten sei.
Nein. Ist sie nicht. Aus mehreren Gründen.

1. Die Behauptung "das Pferd stützt sich auf dem Unterhals ab" ist anatomisch nicht zu verstehen. Der "Unterhals" ist kein dicker Muskel. Und selbst wenn er einer wäre: Kein Muskel "stützt" etwas nach oben. Muskeln kontrahieren, ziehen sich also zusammen oder arbeiten exzentrisch in Dehnung oder arbeiten gar nicht. Das, was landläufig als "Unterhals" bezeichnet wird, ist die Halswirbelsäule des Pferdes, die sich nach unten durchdrückt, wenn die Muskeln und faszialen Strukturen der Oberlinie verspannt sind. Das kann rassebedingt sein und/oder passiert, wenn das Pferd Stress hat: in der Herde, im Training, durch Fütterungsfehler, durch Schmerzen,...Die Muskeln, die unterhalb der Halswirbelsäule verlaufen sind eher schmächtig, da sie im Gegensatz zur prominenten Oberlinienmuskulatur nicht gegen die Schwerkraft arbeiten müssen. Natürlich können sie verspannt sein, aber der "prominente Unterhals" wird tatsächlich durch die in unphysiologischer Haltung getragene Halswirbelsäule gebildet.

2. Die "Therapie" ist weder logisch noch pferdefreundlich. Ja, die Haltung ist nicht gesund. Sie bringt Stress auf den Übergang zwischen Hals- und Brustwirbelsäule, was bei längerem Einnehmen dieser Haltung zu Nervenirritationen, Durchblutungsstörungen und langfristig zu arthrotischen Veränderungen führen kann.
Nein, das rechtfertigt nicht, dem Pferd noch mehr Stress zu machen. Richtig wäre: Ursachenforschung betreiben und im Training alles auf Anfang, also erstmal Zwanglosigkeit wiederherstellen...

2. Ich unterstelle der Reitlehrerin allerbeste Absichten. Aber: Das Pferd hat sich offensichtlich unwohl gefühlt und sogar gewehrt. Minutenlang. Dann sollte man sich als Ausbilder doch schnellstens für Plan B (Schritt zurück) oder C (alternative Übung) oder gar D (abbrechen, nachdenken, reflektieren) entscheiden.

Ich zitiere dazu meine Ausbilderin und mein Vorbild in Sachen Fachwissen und Empathie gegenüber dem Pferd als Patienten oder Trainingspartner, Barbara Welter-Böller:
"Merke: Wenn das Pferd sich gegen eine angewandte Technik wehrt, ist diese Technik nicht einzusetzen!
Achtung: Jedes Pferd äußert seine Abneigung durch mehr oder weniger starke Anzeichen: Diese reichen vom Blinzeln mit den Augen, Abwenden des Kopfes zur anderen Seite bis hin zu Beißen und Schlagen. Nehmt schon das Flüstern wahr und nicht erst das Schreien!"
(aus: Fazientherapie und Faszientraining)


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5/19/2021 1 Kommentar

Doppelmoral in der Reiterei

Die Reiterwelt ist voll von Doppelmoral. Wir zeigen mit dem Finger auf andere und üben Kritik (manchmal ja auch durchaus zurecht), bezüglich unserer Überzeugung, unserer Idole oder unseres eigenen Handelns tragen wir Scheuklappen. Beispiele? Bitte sehr:

Knotenhalfter sind pfui. Aber dass das handgefertige Cavesson dem Pferd auf dem Nasenknorpel herumbaumelt ist voll ok.

Man haut keine Pferde! Nur das eigene, wenn es einen wieder mal verarscht. Das weiß schließlich genau, was es tun soll!

Sporen! Gehen gar nicht. Beim Großmeister XY aber natürlich doch. Auch wenn die länger sind und gruseliger aussehen. Das war halt so im Barock.

Hinter der Senkrechte reiten - tierschutzrelevant! Nur dann nicht, wenn der neue Shootingstar auf seinem hochelastischen Pferd das in der Prüfung tut. Die modernen Pferde haben ja so ein leichtes Genick. Aber das gilt natürlich nicht für Lieschen Müller oder andere "Stars", die man nicht nett findet.

Siebenjährige sollen keine S-Dressur gehen. Wachstumsfugen, Psyche und so. Wenn ein berühmtes Dressurpferd eines alten Meisters siebenjährig S gewonnen hat, ist das aber natürlich total in Ordnung.

So. Und was tut man dagegen? Interessiert bleiben, hinterfragen, keine Götter verehren, sondern von klugen Menschen lernen, aber ohne das eigene Hirn auszuschalten. Es ist voll ok, wenn man Personen, Konzepte der Systeme nur teilweise gut findet. Und, am wichtigsten; Den Pferden ins Gesicht sehen und ihre Meinung respektieren.
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5/19/2021 0 Kommentare

"Mit deinem Pferd ist das ja einfach!"

Wer ein nettes, gut erzogenes Pferd hat, hat diesen Satz vielleicht schon mal gehört. Oft von  Menschen, die kein  nettes, gut erzogenes Pferd haben. Über den Satz wird man sich als Besitzer eines Gentleman-Pferdes etwas ärgern, denn in den meisten Fällen muss man viel richtig machen, damit ein Pferd nett bleibt oder wird.
Wer Menschen mit braven Pferden vorwirft, ein braves Pferd zu haben, hat meist ein Pferd, das nicht ins Gelände geht, beim Putzen zwickt, beim Schmied gezielt kickt oder an der Longe durchdreht. Meist war das "schwierige" Pferd früher "noch viel schlimmer" und man ist "auf einem guten Weg"... Und das seit Jahren. Häufig nehmen Besitzer der achso kapriziösen Pferde keine Hilfe an, weil ihnen ohnehin kein Trainer gut genug ist und nur sie ihr "traumatisiertes" Pferd verstehen.

Ich finde nicht, dass Menschen mit netten Pferden es sich leicht machen. Die meisten bilden sich eifrig fort, lesen, fragen Reitlehrer, Tierärzte und Therapeuten um Rat, sind empathisch und legen Wert auf eine respekt-und liebevolle Beziehung zum Pferd.
Und auch sie haben blöde Situationen mit ihrem Pferd, fallen aber weniger auf, weil sie die ohne Drama lösen. Die wenigsten Pferde sind ausnahmslos ruhig oder immer kooperativ. Wie man damit umgeht, wenn ein Pferd pferdetypische Dinge tut (Erschrecken zum Beispiel), entscheidet oft darüber, ob ein Pferd "schwierig" wird oder sich einfach im nächsten Moment wieder entspannt.

Ein Beispiel:
Lieschen Müller und Lieschen Meier longieren ihre Pferde. Beide Pferde sind heute etwas knackig und galoppieren an, obwohl die beiden Lieschens "nur antraben" wollten. Lieschen Meier lässt das unkommentiert - sie wollte ja vorwärts und das Pferd hat mit vorwärts reagiert, nur halt etwas stärker als gewünscht -  und longiert ungerührt ihre Linie weiter. Das Pferd fällt nach wenigen Runden von selbst in Trab und schnaubt ab. Lieschen Müller ruckt scharf an der Longe, bis das Pferd verdutzt anhält. Sie schreit "Hey! Aufpassen!", während sie mit der Peitsche wedelt. Nach ein paar Wochen geht Lieschen Müllers Pferd an der Longe nicht mehr vorwärts, dreht sich dauernd zu Lieschen herein, hält unvermittelt an oder beginnt plötzlich zu bocken und sich loszureißen. Als Lieschen Müller Lieschen Meier longieren sieht, sagt sie: "Ja, mit deinem Pferd ist das ja auch einfach!" Natürlich, das schwierige Pferd ist der Grund, dass Lieschen Müller ein Longierproblem hat, nicht etwa ihre eigenen Fehler...


Fazit

Kein Pferd wird als menschlicher Wunscherfüller geboren. Wer mit Verstand und Gefühl mit dem Tier umgeht und es vernünftig hält und füttert, wird allerdings erleben, dass auch der größte Rabauke (so er geistig und körperlich gesund ist) allmählich "braver" wird. Und ich meine mit brav nicht apathisch, sonder kooperativ und grundsätzlich eher entspannt in der Zusammenarbeit mit dem Menschen.
Wer sich dabei ertappt, andere Pferde immer brav und das eigene immer schwierig zu finden, sollte sich nicht in sein Schicksal ergeben. Sehr wahrscheinlich hat man wichtige Details übersehen oder kann eigene tiefsitzende Ängste nicht (ohne Hilfe) überwinden. Für ersteres gibt es Ausbilder, für zweiteres gute Psychotherapeuten oder Mentaltrainer. Oder das Pferd hat körperliche Probleme, die man als Laie nunmal nicht immer erkennt - auch wenn man in 100 Facebookgruppen zur Pferdegesundheit ist.

Achtung: Es gibt Pferde, die aufgrund von Krankheiten oder sehr harter Trainingsmethoden sehr brav wirken, aber eigentlich körperlich oder psychisch krank sind. Es gibt bei Pferden z.B. erwiesenermaßen Depressionen (www.pferdsein.de/?p=4044).

(Claudia)

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5/19/2021 0 Kommentare

Wenn böse Decken Gutes bewirken

Natur ist in. Ich finde das prima und mache den Trend mit. "Der Natur bis ans Ende vertrauen" war ein Leitsatz von Andrew Tailor Still, dem Vater der Osteopathie und ich unterschreibe das Zitat aus voller Überzeugung. Ich bestelle die Biokiste, kaufe Bio-Weidemilch und halte meine Pferde in Gruppenhaltung mit sehr viel Frischluft und Bewegungsmöglichkeiten. Ich bin sozusagen ein Pferde-Hippie.

Als solcher müsste ich jetzt laut über Decken schimpfen. Über die kluge Thermoregulation des Pferdekörpers, über sinnvolle Fütterung (Heu, Heu, Heu) bei Kälte und Deckennutzer als verweichlichte naturfremde Vollpfosten bezeichnen. Genau das tue ich nicht. Ich habe sogar ein Drittel meiner Pferde (Hariel)  eingedeckt. Ein anderes Drittel ist ein gut isoliertes Shetlandpony, das dritte Drittel  (mein junger Lusitanowallach) bekommt möglicherweise auch eine Decke, da warte ich erstmal ab. Wie kann das sein? Was stimmt nicht mit mir?

Klemmig oder einfach kalt?

Als Pferdetherapeutin sehe ich jetzt, wo die Temperaturen gewaltig sinken, Pferde vom Winde verweht werden und es von oben und unten nass ist, sehr viele sehr schlechte Rückenlinien. Reiter klagen über Klemmigkeit oder über "Knackigkeit" (erst klamm, dann explosiv) und wundern sich, warum das Pferd erst nach 45 Minuten Arbeit "schön läuft". Bevor jemand schreit: Die Rücken derselben Pferde waren vor wenigen Wochen besser, obwohl die Besitzer nichts geändert haben, den Sattler holen, gut trainieren,.... Der Grund: Wer friert, erhöht seinen Muskeltonus. Denn Muskelarbeit erzeugt Wärme, deswegen beginnt man ja auch zu zittern, wenn der Körper Wärmeverlust befürchtet. Ich beobachte, dass viele Pferde zwar nicht zittern, aber sich stark verpannen, wenn sie "naturnah" einen Nachmittag im Sauwetter verbracht haben. Trotz Unterstand. Und trotz Heufütterung ad libitum. Gerade viele langbeinige Warmblüter, Vollblüter oder iberische Pferde werden bei Kälte "fest". Oft nehmen sie auch ab, obwohl die Fütterung grundsätzlich stimmt. Das kann man tolerieren. Dann ist es meiner Ansicht nach aber unfair, ein durchlässiges, lockeres, leistungsbereites Pferd unterm Sattel zu erwarten.

Und jetzt kommen wir zum Punkt: Ich reite. Gern. Sehr gern sogar. Das ist leider von der Natur nicht vorgesehen, aber doch mit gutem Training durchaus pferdegerecht machbar. Und ich habe Lusitanos, die für unsere Witterung offensichtlich nicht gemacht sind (zumindest Hariel nicht). Unsere Reitpferde sind im Gegensatz zu Wildpferden oder robusten Ponyrassen NICHT in erster Linie auf tolle Thermoregulation selektiert, sondern auf Reiteigenschaften. Ohne Decke würde so manches Pferd nicht nur beim Reiten "klemmen", sondern an kalten oder nassen Tagen den Unterstand nicht verlassen, was ja auch nicht Sinn und Zweck der Offenstallhaltung ist...

Eindecken - ja oder nein?

Die Frage kann man nur individuell beantworten. Mein Shetty stellt sich im größten Regen nach draußen und ist putzmunter. Er hat langes Winterfell und ist einfach "naturisoliert". Ich würde nicht auf die Idee kommen, ihn einzudecken.
Die Deckenfrage ist nur undogmatisch zu beantworten. Baut das Pferd ab, verspannt es sich stark oder zittert es gar, ist eindecken sinnvoll. Steht es ohne Decke putzmunter auf dem Auflauf und schwitzt es unter der leichtesten Decke, ist Eindecken sinnlos bis schädlich. So einfach ist das.

(Claudia)
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5/19/2021 0 Kommentare

Einmal Oberlinie, bitte!

"Welchen Muskel muss ich trainieren, damit mein Pferd eine schöne Oberlinie bekommt?", ist eine häufig gestellte Frage in Facebookthreads. Antwort: Grundsätzlich erstmal alle, denn das Pferd muss sich dabei bewegen. WIE es sich bewegt, macht die Sache dann spannend. Und dann gibt es "da oben" auch noch deutlich mehr als einen Muskel, den wir auftrainieren könnten.

Muskeln beim Pferd isoliert zu trainieren ist kaum möglich. Es ist zum Beispiel Quatsch, den Rumpfträger durch "Aufwölben lassen" trainieren zu wollen - bei jedem Trabtritt arbeitet er mehr als wenn man das arme Pferd drei Mal/Woche im Stand ins Brustbein piekst. Auch trainiert man die Bauchmuskeln nicht effektiv über "Crunches" im Stand - im Galopp wäre der Reiz zum "Muskelwachstum" z.B. deutlich höher.

Es ist menschlich zu denken, wir könnten an den "Problemzonen" mal eben ein paar Muskeln hypertroph (Umfangsvermehrung durch vermehrte Beanspruchung) werden lassen. Wenn wir einen festen Bauch wollen, machen wir Situps, für den dicken Bizeps stemmen wir Hanteln (also, manche Menschen tun das). Da muss es doch was geben, was dem Arabärchen einen Traum-Oberhals verschafft - nicht?

Och, doch. Aber nicht in Form einer Trainingsanweisung wie: "Lassen Sie das Pferd 30 Mal am Tag in beigezäumter Haltung eine Möhre fressen" oder so. Im Prinzip ist eine nette Dehnungs- bis Gebrauchshaltung prima und auch je nach Lektion phasenweise eine schöne Dressurhaltung, bei der das Pferd dem Versammlungsgrad angemessen durchs Genick geht (angemessene Beizäumung trainiert den M. longus colli). Dann arbeiten die Muskeln der Oberlinie (wir nennen mal allen voran  den M. splenius und den M.semispinalis, die machen den Hals besonders "schön") in Streckung (exzentrisch), was ein ziemlich effektives Training ist. Statische Haltearbeit ist aber ermüdend, weshalb der Rahmen bitte immer wieder wechseln sollte zwischen Gebrauchshaltung, Dehnungshaltung und gern mal so richtig tiefer Dehnungshaltung (Zügel aus der Hand kauen lassen bis zur Schnalle), in der sich das Pferd auch mal so richtig ins Nackenband hängen und die Muskulatur entspannen darf. Auch sollte man grundsätzlich Wert auf Trab- und bei gut trainierten Pferden auch Galopparbeit legen, dann wird (logischerweise neben der Grundlagenausdauer, der Koordination und anderen Muskeln) der M. serratus ventralis pars cervicis trainiert und hebt dann ein wenig den Halsaufsatz (neben weiteren für das Reitpferd essentiellen Effekten).

Bis es so weit ist, muss das Pferd aber den Hals erstmal überhaupt fallen lassen KÖNNEN und WOLLEN. Ist Stress im Pferd, VERspannen sich die Oberlinienmuskeln und arbeiten konzentrisch, also verkürzen sich. Das Pferd läuft dann quasi giraffig herum, die Oberlinie ist bockelfest, aber eben verkürzt. Man kann festhalten: Vor losgelassen (exzentrische Arbeit der Oberlinienmuskeln) kommt zwanglos. Das ist ganz schön klassisch und ganz schön klug.

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    Autorinnen

    Claudia Weingand & Katharina Möller reden über Pferdetherapie und - Training, Osteopathie & Klassische Ausbildung

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