Ein Auszug aus dem OsteoDressage DehnungshaltungsbuchVon Kritikern des Reitens in Dehnungshaltung wird häufig das Reiten in Rollkurposition mit einem »LDR«, also »low, deep and round« eingestellten Kopf und Hals gleichgesetzt. Unglücklicherweise wird auch von Reitern und sogar Trainern und Offiziellen das fälschliche Reiten mit überzäumten und gerollten Pferden beschönigend »vorwärts-abwärts« genannt und fälschlicherweise als Dehnungshaltung bezeichnet. Diese Vermischung und falsche Verwendung von Fachbegriffen führt zu teilweise massiven Missverständnissen und dient keinesfalls dem Pferd, weswegen wir hier ganz klar unterscheiden müssen!
Rollkur, Hyperflexion und LDR »Low, deep and round« heißt übersetzt »niedrig, tief und rund«, wobei ein Aspekt dieser zwanghaft herbeigeführten Haltung bereits im Namen steckt: Low bedeutet niedrig, auch im Sinne von erniedrigt. Ein LDR eingestelltes Pferd sieht den Boden nicht, auf den es tritt und ist mit in dieser Position fixiertem Hals in keinster Weise Herr seiner Kräfte. Dadurch ist es dem Reiter vollumfänglich ausgeliefert und kann von diesem eben auch gegen seinen Willen und in schwierigen Situationen kontrolliert werden. Das tiefe und enge »Rundmachen« des Pferdes wird seit jeher angewendet, wo Pferde in unnatürlichen Situationen entgegen ihrer eigenen Interessen funktionieren müssen (…). Der erhöhte Stress in LDR Haltung ist tatsächlich messbar und wird in einer lohnenden Dissertation von Andrea Karin Hellauer an der Freien Universität Berlin, 2014, zusammengefasst. In einer praxisnahen Untersuchung zeigt sich eine Erhöhung des Stresshormons Cortisol sowie objektiv beobachtbare Stressanzeichen in der Mimik beim Gerittenwerden in Hyperflexion mit »tief und stark gebeugtem Genick, gesamtem Hals tief und Stirn-Nasen-Linie deutlich hinter der Senkrechten« im Vergleich zu »normaler Anlehnung mit Stirn-Nasen-Linie knapp vor der Senkrechten«. Außerdem entschieden sich Pferde, denen man über zwei verschiedenen Durchgängen zur Reitbahn die Wahl zwischen Training in LDR Position und solchem in natürlicher, klassischer Kopf-Hals-Position, in den meisten Fällen für den klassischen Weg (van Borstel et al., 2009). Die Auswirkungen von LDR auf das Exterieur von Kopf und Hals Suboccipitales Nackendreieck Auch aus osteopathischer Sicht kann man dem Körper eines in Hyperflexion trainierten Pferdes den Stress zweifelsohne ansehen. Diese Pferde haben verspannte kurze Nackenstrecker: Direkt hinter den Ohren befinden sich diese Muskeln, die viel über Training und Psyche des Pferdes verraten. Diese Muskelgruppe besteht aus dem großen und kleinen oberen geraden Kopfmuskel (M. rectus capitis dorsalis major und minor) und dem schrägen vorderen und hinteren Kopfmuskel (M. obliquus capitis cranialis et caudalis). Diese filigranen Muskeln dienen eigentlich der Streckbewegung des Genicks, wenn das Pferd Gras zupft. In Beizäumung und ganz besonders wenn das Pferd in Rollkurhaltung gezwungen wird, leisten sie exzentrische Muskelarbeit (….). Ist die Verspannung der kurzen Nackenstrecker gravierend, bildet sich das sogenannte suboccipitale Nackendreieck, also eine überdeutliche Bemuskelung im oberen Halsbereich. Die kurzen Nackenstrecker sind Faszienspannung der Hirnhäute und es ist davon auszugehen, dass verspannte Nackenstrecker Kopfschmerzen und Verhaltensauffälligkeiten begünstigen. ****************************************** Buch hier bestellen: https://shop.autorenwelt.de/products/dehnungshaltung-biomechanik-und-klassisches-reiten-von-katharina-moller-claudia-weingand?variant=28216758435933
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